Kann Leverkusen gegen FC Bayern zum Titelanwärter avancieren?
Attraktiver und teils berauschender Offensiv-Fußball ist das Markenzeichen von Bayer-Coach Peter Bosz. In dieser Bundesliga-Saison kann Leverkusen auch durch lang ersehnte Konstanz glänzen. Im Spitzenspiel empfängt der Tabellenführer am Samstag, dem 19. Dezember, um 18:30 Verfolger FC Bayern München. Der Rekordmeister wirkte in den letzten Wochen überspielt. Kann Leverkusen gegen FC Bayern seine hervorragende Form bestätigen und leise und still zum Titelkandidaten arrivieren?
BAYER LEVERKUSEN – FC BAYERN MÜNCHEN. 19. Dezember, 18:30 Uhr auf Sky Sports.
Der ewige Zweite Leverkusen
Als Buchmacher vor Beginn der Bundesliga-Saison 2020/21 ihre Prognosen aufstellten, hatten wohl die wenigsten damit gerechnet, dass ausgerechnet Bayer Leverkusen die Tabelle nach 12 Spieltagen anführen würde. Wenn es darum ging, wer dem amtierenden Meister aus München gefährlich werden könnte, waren dagegen Borussia Dortmund und RB Leipzig in aller Munde. Der BVB hat sich mittlerweile von Coach Lucien Favre getrennt und versucht, seine Form zu finden. Leipzig rangiert dagegen auf einem ebenfalls starken dritten Tabellenplatz – punktgleich mit den Bayern.
Die Geschichte der Saison schreibt bisher jedoch ein Verein, der im Kampf um die deutsche Meisterschaft längere Zeit in Vergessenheit geraten war. Kein Datum beschreibt demnach einen Verein so zutreffend, wie der 20. Mai 2000 Bayer Leverkusen. Die Werkself, damals gespickt mit Top-Spielern wie Ballack, Robert Kovac, Ze Roberto, Schneider oder Kirsten, standen vor dem letzten Bundesliga-Spieltag der Saison und nach 14 Partien ohne Niederlage mit drei Punkten Vorsprung auf Bayern an der Tabellenspitze.
Nachdem man bereits zwei Vizemeisterschaften in den drei vorherigen Saisons erreichte, hätte Bayer gegen Unterhaching ein Remis genügt, um die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern zu dürfen. Ausgerechnet Star-Spieler Michael Ballack, der später zum Rivalen nach München wechselt, unterläuft ein Eigentor in der ersten Halbzeit. Das Drama nimmt seinen Lauf: Leverkusen verliert 0:2 und Bayern wird durch einen Sieg gegen Werder Bremen noch Meister. Der Name “Vizekusen” ist geboren.
Offensive Strahlkraft trotz Abgängen von Havertz und Volland
So nahe an einem Meistertitel stand der Verein seit jeher nicht mehr. Zwar etablierte sich Bayer als konstantes Team auf den internationalen Rängen der Bundesliga. Als Bayern-Jäger Nummer 1 gilt man jedoch trotz oft hoher Ambitionen seit beinahe zwei Jahrzehnten schon nicht mehr.
Dieses Jahr ist jedoch alles anders. Das Team von Peter Bosz begeistert die Massen mit Offensiv-Fußball. Mit 27 erzielten Toren stellt Leverkusen nach Bayern (37) die zweitbeste Offensive. Und das, obwohl dem Verein von vielen Experten eine schwere Saison vorhergesagt wurde. In der Sommerpause wechselten Kai Havertz (Chelsea) und Kevin Volland (AS Monaco), die als Träger der Offensive galten, die Trikotfarben.
Leon Bailey (4 Tore/5 Vorlagen), Lucas Alario (8/0) sowie die Youngsters Nadiem Amiri (1/5) und Florian Wirtz (2/4) kompensieren die Abgänge in dieser Saison im Kollektiv. Unterstützt werden sie zudem von Neuzugang Patrick Schick (3/1) und Moussa Diaby (2/3), die beide zuletzt immer besser in Form kamen. Doch auch Verteidigen kann die Werkself in dieser Saison. Mit insgesamt zehn kassierten Treffern stellt man derzeit auch die zweitbeste Defensive nach RB Leipzig (9 Gegentreffer).
Bayern hinkt der Form der Vorsaison hinterher
Nur die Ergebnisse betrachtend, könnte man als Fan des FC Bayern eigentlich zufrieden mit der Saison sein. Mit 16 Punkten marschierte Bayern durch eine durchaus anspruchsvolle Gruppenphase der Champions League. Mit einem Punkt Rückstand auf Leverkusen befindet sich Hansi Flicks Mannschaft zudem in bester Lauerstellung in der Bundesliga.
Nach einer Saison 2019/20 wie aus dem Lehrbuch geschrieben, wirkten die Bayern zuletzt ungewohnt verwundbar. Vor allem in der Defensive offenbarte der Rekordmeister Schwächen. Bereits 18 Mal musste Manuel Neuer in der Liga hinter sich greifen. 6 Bundesliga-Konkurrenten weisen in dieser Statistik einen besseren Wert auf.
Es besteht jedoch Hoffnung. Und diese trägt einen Namen: Joshua Kimmich. Der Stabilisator und Organisator im defensiven Mittelfeld meldete sich diese Woche fit und könnte eine Alternative für das Spiel Leverkusen gegen FC Bayern darstellen. Kimmich kam zuletzt am 7. Spieltag gegen Borussia Dortmund zum Einsatz und fehlte seitdem aufgrund einer Meniskus-Verletzung.
Auf der Gegenseite ist Bayern zudem offensiv eine Macht. Robert Lewandowski erzielte beim 2:1-Erfolg gegen den VFL Wolfsburg bereits seinen 15. Saisontreffer und jagt seinen persönlichen Bestwert aus der Vorsaison (34), sowie den Rekord von Gerd Müller aus der Saison 1971/72 (40).
In Topform und reif für den Coup: Leverkusen gegen FC Bayern mit Chancen
Lange ist es her, dass das Spitzenduell der Bundesliga Leverkusen gegen Bayern hieß. Zuletzt am 29. September 2007, als Tabellenführer Bayern am 8. Spieltag mit einem 1:0 drei Punkte aus der BayArena beim Tabellenzweiten Leverkusen entführen konnte.
Am selben Standort könnte die Werkself diesen Samstag ein weiteres Statement setzen und sich als Titelkandidat für die Bundesliga 2020/21 etablieren. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn Bayer spielt aktuell nicht nur attraktiv. Das Team von Peter Bosz ist in dieser Saison noch ungeschlagen und tritt mit breiter Brust an: 9 Punkte und ein Torverhältnis von 11:1 aus den vergangenen 3 Ligaspielen sprechen für eine hervorragende Form. Bayern schien dagegen zuletzt anfällig. Nur zwei Siege sprangen aus den letzten 5 Ligapartien heraus. Dabei kassierte der Titelverteidiger 9 Tore. Die zuletzt mäßigen Leistungen des FCB könnten sich mit einer Niederlage im Spitzenspiel zu einer kleinen Krise entwickeln.
Bundesliga live am Wochenende
Neben der Partie Leverkusen gegen FC Bayern, die auf Sky Bundesliga verfolgt werden kann, birgt der 13. Spieltag weitere, spannende Begegnungen. Folge unserem TV-Guide, um alle Spiele der 1. Bundesliga live zu sehen.
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