Formel 1 Vorschau: Grand Prix von Monaco 2021
Der WM-Titelkampf in der Formel 1 geht beim Grand Prix von Monaco 2021 in die nächste Runde. Am Sonntag, den 23. Mai um 15:00 Uhr richtet das Fürstentum Monaco zum insgesamt 78. Mal den Grand Prix de Monaco aus, nachdem dieser in der vergangenen Saison aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen musste.
„Formel 1 fahren in Monaco ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer“
Die Straßen von Monaco sind der Schauplatz des wahrscheinlich berühmtesten Rennens der Formel 1. Ein Sieg im Fürstentum ist unter den Fahrern so begehrt wie bei kaum einem anderen Rennen. Das liegt einerseits am einzigartigen Ensemble der Strecke, die zwischen Luxusjachten im Mittelmeer auf der einen Seite und den noblen Hochhäusern an den Hängen der französischen Seealpen auf der anderen Seite gelegen ist. Andererseits dürfte hierfür aber auch der Glanz und Glamour des Zwergstaats verantwortlich sein, der Treffpunkt für Prominente und Superreiche aus der ganzen Welt ist. Vor allem aber liegt es am Mythos des Grand Prix von Monaco, der mit der Geschichte Formel 1 eng verbunden ist und bereits unzählige legendäre Rennen ausgerichtet hat.
We’re ready🇲🇨 #MSC47 #MonacoGP pic.twitter.com/MTUJihjODu
— Mick Schumacher (@SchumacherMick) May 19, 2021
Mit 3,337 km hat Monaco die kürzeste Strecke auf dem Formel-Kalender. In den engen Straßen, die auf beiden Seiten durch Leitplanken flankiert sind, können bereits die geringsten Fehler schwerwiegende Folgen haben. Selbst Formel 1-Ikonen wie Ayrton Senna und Michael Schumacher bekamen dies bereits zu spüren. Senna, als er 1988 in Führung liegend ausschied, nachdem er die Leitplanke berührt hatte. Und Schumacher, dem 1996 auf Rang zwei liegend dasselbe passierte. Nelson Piquet, dreimaliger Formel 1 Weltmeister, verglich das Rennen in den verwinkelten Straßen von Monaco aufgrund seiner Schwierigkeit sogar als „Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer“.
Dass der Stadtkurs so kurz und eng ist, erschwert auch Überholmanöver, sodass die Startplatzierung hier noch wichtiger ist als bei anderen Rennen. Allerdings haben die letzten Jahre gezeigt, dass ein Start von der Pole-Position noch lange keine Garantie für einen Sieg ist. Denn in drei der letzten fünf Rennen gelang es dem Pole-Setter nicht, die begehrte Siegertrophäe mit nach Hause nehmen.
Verstappen beim Grand Prix de Monaco 2021 unter Zugzwang
In diesem fünften Lauf der Saison 2021 wird besonderes Augenmerk auf Max Verstappen, dem Herausforderer des amtierenden Weltmeisters Lewis Hamilton liegen. Nach zwei Hamilton-Siegen in Folge will der Niederländer seinen Punkterückstand von 14 Zählern in der WM-Wertung möglichst aufholen. Verstappen sitzt in dieser Saison das erste Mal in seiner Karriere in einem Boliden, mit dem er realistische Chancen auf einen WM-Titel hat. Er muss allerdings noch beweisen, dass er diesem Druck auch standhalten kann.
Bei der aktuellen Verfassung von Verstappen und seinem Rennstall Red Bull bestehen jedoch erhebliche Zweifel daran, ob diese in der Lage sind, die Erfolgs-Kombination aus Hamilton und Mercedes zu besiegen. Denn dass Verstappen sich in den Rennen in Bahrain und Spanien jeweils mit Platz zwei hinter Hamilton begnügen musste, ist nicht zuletzt auf strategische Fehlentscheidungen des Kommandostands von Red Bull zurückzuführen. Und auch Verstappen selbst zeigte kleine, aber für ihn untypische Fehler.
Beim Großen Preis von Portugal in Portimao kam er etwa in der entscheidenden Phase des Qualifyings von der Strecke ab, was ihn die Pole-Position kostete. Auch beim Großen Preis von Spanien in Barcelona zeigte er, beim Versuch den führenden Valtteri Bottas (Mercedes) anzugreifen, einen ähnlichen Patzer. Diesen nutzte der drittplatzierte Hamilton gnadenlos aus, indem er erst Verstappen, dann Bottas überholte und das Rennen gewann.
Hamilton in starker Form
Der 36-jährige Mercedes-Pilot hat in dieser Saison die Chance auf seinen 8. WM-Titel. Damit kann er alleiniger Rekordhalter vor Michael Schumacher werden. Auch in dieser Saison zeigt er die Konstanz und Höchstleistung, die seine Fans von ihm gewohnt sind.
Einzig beim Großen Preis der Emilia-Romagna in Italien offenbarte der Brite Schwächen, als er sich im Regen von Imola beim Überrunden von George Russel (Williams) verschätzte und von der Strecke abkam. Dann aber gelang ihm – auch mit der Hilfe einer Safety-Car-Phase – eine großartige Aufholjagd. Er erreichte noch den zweiten Gesamtrang, nachdem er zwischenzeitlich einen riesigen Rückstand auf die Spitze aufzuholen hatte. Da er hierbei noch die schnellste Rennrunde fuhr, für die ein WM-Punkt vergeben wird, vertedigte er sogar noch die Führung in der Fahrerwertung.
Grand Prix von Monaco 2021: Ferrari als Geheimtipp für den Rennsieg?
Mit großer Spannung ist also abzuwarten, ob Verstappen und Red Bull es schaffen, dem Dauerweltmeister Hamilton gefährlich zu werden. Geheimfavorit für den Sieg könnte allerdings ein ganz anderes Team sein, mit dem in dieser Saison so gut wie niemand gerechnet hat.
Die Scuderia Ferrari beendete die zweite Trainingseinheit auf Platz 1 und 2. Ob sich dieses Ergebnis allerdings auch in etwas Zählbares umwandeln lässt, wird sich erst im Rennen zeigen.
Vettel in Lauerstellung
Es gibt wenig Grund zur Hoffnung, den Sieg eines deutschen Fahrers bejubeln zu können. Sowohl der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel (Aston Martin) als auch Mick Schumacher (Haas) haben kein Auto zur Verfügung, das realistische Aussichten auf einen Sieg hat.
Für Vettel ist es wichtig, seinen Teamkollegen, den 22-jährigen Kanadier Lance Stroll, zu schlagen und die Punkteränge zu erreichen, also einen Platz unter den ersten Zehn. Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei seinem neuen Rennstall scheint er sich dort inzwischen auch besser zu Recht zu finden. Für die Zukunft bleibt ihm zu hoffen, dass es Aston Martin gelingt, in der kommenden Saison unter dem neuen Reglement ein Auto zu konstruieren, dass auch zu höheren Platzierungen imstande ist. Hierfür dürften ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Das Team, das in der letzten Saison noch unter dem Namen Racing Point antrat, wurde von einer Investorengruppe um Lawrence Stroll aufgekauft und in Aston Martin umgetauft. Stroll ist milliardenschwerer Geschäftsmann mit großen Ambitionen und gleichzeitig Vater von Vettels jungem Teamkollegen Lance.
Mick Schumacher: Bald im Ferrari-Cockpit?
Die Nachwuchshoffnung der deutschen Motorsportfans, Mick Schumacher, muss sich hingegen mit dem wohl langsamsten Auto in der Startaufstellung begnügen. Was auf den ersten Blick wie ein großer Nachteil aussieht, hat für den Gewinner der letztjährigen Formel 2-Saison jedoch auch etwas Gutes: Schumacher steht in der aktuellen Situation vergleichsweise wenig unter Druck.
Bereits eine Platzierung auf dem 18. Platz vor einem der beiden Williams-Piloten kann für ihn als Erfolg gewertet werden. Schumacher gilt allgemein als Spätzünder. In der Vergangenheit benötigte er immer eine gewisse Zeit in einer neuen Rennserie, bevor er seine Höchstleistung zeigen konnte. Ein Cockpit beim eher schwachen Rennstall Haas ist möglicherweise sogar der perfekte Einstieg in die Formel 1. Dies gilt umso mehr, da er aktuell regelmäßig schneller als sein Teamkollege Nikita Masepin ist.
Dieser ist – ähnlich wie der Teamkollege von Sebastian Vettel – der Sohn des Hauptsponsors des Teams, der russische Oligarch und Milliardär Dmitri Masepin. Sollte Schumacher weiterhin gute Leistungen zeigen, darf er auf ein Cockpit beim legendären Rennstall Ferrari hoffen. Denn der junge Deutsche ist Mitglied des Nachwuchsprogramms von Ferrari, der „Young Drivers Academy“. Der Teamchef des italienischen Rennstalls, Mattia Binotto, ließ außerdem bereits durchblicken, dass er sich Schumacher für die Saison 2023 als Ferrari-Piloten vorstellen kann.
Grand Prix von Monaco 2021 im TV
Den Grand Prix de Monaco 2021 gibt es live und exklusiv bei Sky Sport F1. Eine Übersicht über alle Startzeiten von Trainings, über das Qualifying bis hin zum Rennen am Sonntag findest du mit unserem TV-Guide.
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