Die 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten
Der Rekordmeister aus Kiel dominiert besonders in den letzten Dekaden seine Konkurrenz in der Handball Bundesliga scheinbar nach Belieben. Doch dieses Jahr soll alles anders sein, denn Magdeburg steht auf Platz 1 und ist auf dem besten Weg, Meister zu werden. Grund genug, um uns die 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten etwas genauer anzuschauen.
Wir werfen einen Blick zurück und heben Saisons hervor, in denen der Meister die meisten Punkte geholt hat. Wer waren die Erfolgsgaranten, und bei wem musste man trotz dominanter Leistungen die Punkte abgeben?
Kurzer Rückblick auf die Geschichte der Liga
Die Handball-Bundesliga hat eine bewegende Geschichte hinter sich, nachdem man sie in 1966/67 erstmals eingeführt hat. Zunächst aufgeteilt in Nord und Süd, legte man die Liga dann 10 Jahre später in 1977 zusammen mit insgesamt 14 Teams. Über die Jahre hinweg stockte man die Anzahl der Mannschaften auf. Ab 1992 zunächst auf 18, dann wieder 16, ein Jahr sogar 20, und am Ende dann wieder schließlich 18. Es könnte verwirrender also gar nicht sein.
Deswegen ist ein Vergleich mit Hinblick auf die 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten auch so schwierig, denn man muss bedenken, dass nicht alle Saisons vergleichbar sind. Uns ist es dennoch gelungen, eine Liste zu erstellen, die die stärksten Meister gut widerspiegelt. Zwar hat Kiel es mit insgesamt 22 Meisterschaften auch zu einigen Einträgen geschafft, aber man findet auch die ein oder andere Überraschung.
#1 THW Kiel spielt eine perfekte Saison in 2011/12
Eine Meisterleistung, die kein anderer Verein zuvor jemals erreichen konnte. Kiel spielte die Saison 2011/12 absolut perfekt und beendete sie als Meister mit sage und schreibe 68:0 Punkten! Vielleicht war das die Antwort an den Meister der letzten Saison aus Hamburg, der Kiel überraschend nach 6 Titeln zuvor abgelöst hatte. Der Altmeister Kiel meldete sich jedenfalls mit einem Paukenschlag zurück und machte den Titel bereits am 30. Spieltag klar.
Man läutete die Saison dabei mit einem Sieg gegen den Meister Hamburg im Supercup ein, das man denkbar knapp mit 24:23 schlagen konnte. Danach setzte sich der Erfolgskurs weiter fort und man schlug den Meister auch noch zwei weitere Mal in der Liga. Das Team aus Kiel musste einzig in der Champions League federn lassen, konnte am Ende aber trotzdem sogar noch diesen Titel im Finale gegen Madrid sichern.
Der Erfolg gebührt dabei sowohl dem Trainer als auch den Spielern. THW-Trainer Alfred Gislason wurde zum Trainer des Jahres gekürt. Rückraum-Star Kim Andersson erhielt die Trophäe als bester Spieler der Saison. Doch auch der Kapitän von Kiel, Marcus Ahlm, hatte natürlich einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg geleistet. Er durfte dann auch als Erster die Meisterschale in die Höhe recken.
#2 der stärksten Handball-Meister ist wieder Kiel in 2008/09
Ein paar Jahre zuvor spielte Kiel bereits eine unglaublich starke Saison und beendete diese mit 65:3 Punkten. Es war zu dieser Zeit der fünfte Meistertitel in Folge und man sollte nächstes Jahr auch noch mal Meister werden. Einzig Hamburg unterbrach die Serie in 2010/11, sonst wäre Kiel wohl ganze 11 Mal in Folge Meister geworden. Kiel konnte die Meisterschaft in 2008/09 am 29. Spieltag sichern, auch weil der Verfolger aus Hamburg gepatzt hatte.
Dabei beendete der Meister und Pokalsieger die Hinrunde mit 33:1 und musste einzig am ersten Spieltag gegen TSV Bayer Dormagen einen Punkt liegen lassen. Die einzige Niederlage der Saison musste man erst am 28. Spieltag gegen Lemgo hinnehmen. Man verlor relativ eindeutig zu Gast in Lemgo mit 34:27. In dem Champions League Finale musste man sich nach einem Krimi im Rückspiel gegen Ciudad Real am Ende mit 33:27 geschlagen geben (Ergebnis nach Hin- und Rückspiel: 67:66).
In dieser Saison war der Erfolgstrainer Alfred Gislason erstmalig mit an Bord, der noch bis 2019 bleiben sollte. Zu den weiteren Leistungsträgern der Saison zählten Kapitän Stefan Lövgren und Rückraumspieler Nikola Karabatic, der zu den besten der Welt gehörte. Doch beide verließen nach dieser Meistersaison den Verein, Lövgren läutete sein Karriereende ein, Karabatic ging zurück zu Montpellier.
#3 Flensburg wird nach knappen Rennen Meister in 2018/19
Als erste Mannschaft, die nicht Kiel heißt, finden wir Flensburg auf Platz 3 wieder. Man hatte die Saison zuvor schon die Meisterschaft geholt, wenn auch nicht so dominant wie in diesem Jahr 2018/19. Dabei lieferte man sich ein nervenaufreibendes Kopf an Kopf Duell mit dem Rekordmeister aus Kiel, der am Ende meisterwürdige 62:6 Punkte hatte. Doch der SG Flensburg-Handewitt konnte mit einem Sieg am letzten Spieltag sogar noch 64:4 Punkte sammeln und am Ende damit Meister werden.
Es war damit eine der spannendsten Saisons, die wir jemals miterleben durften. In der Hinrunde konnte Flensburg zunächst gegen Kiel 26:25 gewinnen, ehe man im Rückspiel dann eine 20:18-Niederlage hinnehmen musste. Die einzig andere Niederlage gab es gegen Magdeburg, gegen das man auswärts ebenfalls denkbar knapp mit 24:23 verloren hatte. Die restlichen Spiele konnte man hingegen alle gewinnen und damit alle Punkte mitnehmen.
Das Team aus Flensburg überzeugte mehr durch eine geschlossene Leistung als durch individuelle Stars. So findet man keinen einzigen Spieler in der Top 10 der Scorerliste von Flensburg. Trainer Maik Machulla hat die Mannschaft zu einer Einheit geformt, die er schon seit 2012 begleitet. Zunächst als Assistent des Trainers und dann schließlich ab 2017 als Trainer. Dabei konnte er den scheinbar übermächtigen Kielern zwei Meistertitel abringen.
#4 – Gummersbach in 1974/75 zum stärksten Handball-Meister Nord
Auch in den 70er-Jahren finden wir ein Team, das zu einem der 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten zählt. Es handelt sich dabei um den VfL Gummersbach, der in der Saison 1974/74 mit 33:3 Punkten nach 18 Spieltagen die Liga Nord anführte. Damals gab es jeweils nur 10 Mannschaften in Nord und Süd, und dann ging es für 4 Mannschaften in die Play-Offs um den Meister zu küren.
Gummersbach spielte die Saison souverän durch und verlor kein einziges Mal, spielte aber 3 Mal Unentschieden, darunter gegen Bad Schwartau, Dankersen und Wellinghofen. Im Halbfinale der Play-Offs setzte man sich dann gegen den Zweitplatzierten der Liga Süd, Rinthofen, durch. Im Finale traf man dann wieder auf Dankersen aus der eigenen Liga, das man mit einem souveränen 13:7 schlug und sich somit als Meister feiern lassen konnte.
Anteil an diesem Erfolg haben nicht nur der Trainer, sondern auch Spieler wie Heiner Brand und Joachim Deckarm. Letzterer wurde mit Gummersbach 3 Mal Meister und gewann 2 Mal den Europacup, ehe er in 1979 einen tragischen Unfall beim Handball erlitt. Nach einem schweren Zusammenstoß mit einem anderen Spieler zog er sich ein Schädel-Hirn-Trauma zu und fiel lange ins Koma. Deckarm ist nach dem Unfall noch bis heute auf Hilfe angewiesen.
#5 – Hamburg stiehlt Kiel in 2010/11 die lange Serie
Auf Platz 5 der stärksten Handball-Meister aller Zeiten landet bei uns der HSV Hamburg mit 62:6 Punkten in der Saison 2010/11. Zwar haben Kiel und Lemgo ebenfalls weitere Saisons mit 62:6 beendet, doch uns reizt 2010/11 ganz besonders. Denn Hamburg konnte die lange Serie von Kiel brechen, das zuvor 6 Mal Meister in Folge wurde und sich nach 2010/11 noch mal 4 Titel sichern konnte. Doch nun zu Hamburgs Leistungen:
Man startete die Saison denkbar schlecht mit einer 32:30-Niederlage gegen Göppingen, ehe man die restlichen Spiele der Hinrunde alle gewann. Später spielte man noch Unentschieden gegen Lübbecke und verlor dramatisch 38:35 beim Altmeister und Verfolger aus Kiel. Gereicht hat das für Kiel jedoch nicht, denn Hamburg konnte trotzdem am 31. Spieltag die Meisterschaft frühzeitig feiern. Kiel sollte sich im Jahr darauf dann mit einer perfekten Saison bei Hamburg dafür revanchieren (siehe Platz 1 unserer Liste).
Hamburg konnte in der Saison stets auf seinen Top Torjäger Hans Lindberg setzen, der insgesamt 212/99 Treffer erzielte. Aber auch dem Trainer Martin Schwalb und seinem Co-Trainer Goran Stojanović wird viel von dem Erfolg der Mannschaft zugeschrieben. Wir können dem nur zustimmen.
Fazit: Die 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten kommen nicht nur aus Kiel
Obwohl der Rekordmeister ganze 22 Meistertitel vorweisen kann und zurecht Platz 1 und 2 unserer Liste belegt, finden sich auf den Plätzen dahinter noch andere starke Mannschaften wieder. Zuletzt trumpften auch immer wieder die Außenseiter auf und machen die Liga spannender denn je.
Ob Magdeburg sich dieses Jahr zu einem der 5 stärksten Handball-Meister aller Zeiten einreihen kann? Die nächsten Wochen werden es zeigen. Wir freuen uns jedenfalls auf weitere aufregende Spiele und starke Meisterschaften!
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