Giro d’Italia 2021 – Guide
Die 104. Ausgabe des prestigeträchtigen Radrennens Giro d’Italia 2021 vom 8. bis 30. Mai steht unter einem besonderen Vorzeichen. Im vergangenen Jahr wurde das Rennen erstmals in der Geschichte der italienischen “Grand Tour” vom ursprünglichen Datum im Mai in den Oktober verschoben. Demnach wird im Mai 2021 der zweite Sieger innerhalb eines halben Jahrs ermittelt.
Das Streckenprofil ist in diesem Jahr besonders attraktiv für Bergfahrer: Nur zwei relativ kurze Zeitfahren sowie sieben Bergankünfte stehen auf dem Programm. Erfahre im Artikel, wer die Favoriten für den Gesamtsieg sind. Auch ein deutscher Fahrer ist ein heißer Anwärter für das Podium. Klicke hier für weitere Infos und eine Übersicht aller Etappen.
Alle Etappensieger
1. Etappe: Torino -> Torino – Filippo Ganna (Ineos Granadiers)
2. Etappe: Stupinigi -> Novara – Tim Merlier (Alpecin Fenix)
3. Etappe: Biella -> Canale – Taco Van Der Hoorn (Intermarché Wanty)
4. Etappee: Piacenza -> Sestola –
5. Etappe: Modena -> Cattolica –
Maglia Rosa: Gesamtwertung
1. Filippo Ganna (Ineos Granadiers) in 08:51:26
2. Tobias Foss (Jumbo-Visma) + 00:16
3. Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick Step) + 00:20
4. Joao Almeida (Deceuninck – Quick Step) + 00:20
5. Remi Cavagna (Deceuninck – Quick Step) + 00:21
Who are this year’s favourites at the Giro?
Wer sind die Favoriten beim Giro?
Eines steht auf jeden Fall fest: Das rosafarbene Trikot wird am 30. Mai von einem neuen Gesamtsieger nach Mailand getragen. Denn Vorjahressieger Tao Geoghegan Hart von Ineos Grenadiers wird sich ebenso wie Teamkollege und Giro-Sieger 2019 Richard Carapaz auf die Tour de France fokussieren.
Egan Bernal
Stattdessen wird das teuerste Team der Welt von Egon Bernal angeführt. Mit gerade einmal 22 Jahren wurde Bernal 2019 jüngster Sieger der Tour de France seit damals 110 Jahren. Zudem war er der erste Südamerikaner, der in Paris das Gelbe Trikot trug. Experten waren sich einig, dass der Kolumbianer eine neue Ära prägen würde.
Zwar ist es dafür noch nicht zu spät. Nach einem Jahr 2020 zum Vergessen ist Bernal jedoch definitiv aus dem Rampenlicht verschwunden. Mit Rückenproblemen musste er bei der Tour aufgeben und verpasste auch die Vuelta. Zudem rückte Bernal durch den furiosen Aufstieg vom zwei Jahre jüngeren Slowenen Tadej Pogacar, der 2020 die Tour für sich entschied, zunächst in den Hintergrund.
Immerhin: Im Frühjahr fuhr Bernal mit dem vierten Gesamtrang bei Tirreno-Adriatico, sowie dem zweiten Platz bei der Trofeo Laigueglia und dem dritten Rang bei Strade Bianche gute Ergebnisse ein. Ergebnisse, die seinen Fans Hoffnung machen, den “alten” Egan Bernal beim Giro 2021 zu sehen.
Jüngsten Berichten zu Folge hat der mittlerweile 24-Jährige kürzlich einen Rückschlag bezüglich seiner Rückenverletzung erlitten. Sein Rennstall dementiert diese Gerüchte. Zudem ist Bernal auf der Startliste, weshalb man von einem Start ausgehen kann. Sollte Bernal in guter Verfassung zum Giro d’Italia 2021 anreisen, ist er zweifelsohne der absolute Topfavorit auf den Gesamtsieg. Im Falle einer kurzfristigen, verletzungsbedingten Absage könnte Richard Carapaz wohl in die Kapitäns-, und zeitgleich Favoritenrolle schlüpfen.
Vincenzo Nibali
Bernal ist nicht der einzige Favorit, der mit Verletzungssorgen zu kämpfen hat. Vincenzo Nibali stürzte Mitte April ohne Fremdeinwirkung im Training und zog sich eine Handgelenksverletzung zu. Der “Hai von Messina” wurde umgehend operiert, konnte zuletzt mit einem speziell angefertigten Carbon-Band trainieren und wird auf jeden Fall antreten.
Nibali hat beim Giro bereits zwei Mal triumphiert (2013, 2016). Im letzten Jahr enttäuschte er dagegen mit dem siebten Gesamtrang. Nach zwei zweiten und einem dritten Platz in den drei Jahren zuvor muss der 36-Jährige, sollte er fit werden, beweisen, dass er seinen Zenit noch nicht überschritten hat. Im Frühjahr beendete der Fahrer von Trek – Segafredo Tirreno-Adriatico auf dem neunten und die UAE Tour auf dem 17. Gesamtrang.
Simon Yates
In Top-Form befindet sich dagegen Simon Yates vom Team BikeExchange. Yates gewann vor wenigen Tagen in souveräner Art und Weise die Tour of the Alpes, nachdem er bei der Bergankunft auf der zweiten Etappe mit einem Solo-Sieg die Weichen gestellt hatte. Zuvor präsentierte sich der 28-Jährige auch bei der Volta Cicilista a Catalunya (9. Platz) und Tirreno-Adriatico (10.) in ansteigender Form. Mit Esteban Chaves hat Yates zudem einen wiedererstarkten Edelhelfer an seiner Seite. Chaves könnte auch eigene Ambitionen hegen, sollte Yates schwächeln. 2016 beendete der Spanier den Giro auf dem zweiten Rang.
Der Britte hat bereits reichlich Erfahrung beim Giro: 13 Tage war er in Rosa und drei Mal konnte er sich als Etappensieger feiern lassen. Mit seinem Gesamtsieg bei der Vuelta Espana 2018 hat er zudem unter Beweis gestellt, dass er auch dreiwöchige Rundfahrten kann. Damals sicherte er sich das rote Trikot des Gesamtführenden und verwies Enric Mas und Miguel Angel Lopez auf die Plätze.
Pello Bilbao & Mikel Landa
Ein weiteres Sieganwärter-Team ist Bahrain – Victorious. Mit der spanischen Doppelspitze Pello Bilbao / Mikel Landa hat der Rennstall gleich zwei hochinteressante Fahrer im Aufgebot.
Mikel Landa, der den Giro 2015 auf dem Podest beendete und auch schon drei Etappen für sich entscheiden konnte, ist der nominelle Kapitän des Teams. Der 31-Jährige musste sich in der Vergangenheit oft seinen Kapitänen unterordnen. So verhalf er unter anderem Carapaz 2019 zum Giro-Sieg und Froome 2017 zum Gewinn der Tour de France. Beide Rennen beendete er zudem selbst auf dem vierten Gesamtrang. In der letzten Saison fuhr er als Kapitän von Bahrain – Victorious ebenfalls auf einen starken vierten Gesamplatz der Tour de France.
Der Giro d’Italia 2021 könnte sein großer Durchbruch werden. Der dritte Rang bei Tirreno-Adriatico zeigt, dass die Form stimmt.
Konkurrenz könnte dabei ausgerechnet aus dem eigenen Rennstall drohen. Experten spekulieren, dass Pello Bilbao, der den Giro im Vorjahr als Fünfter beendete und vor allem im Hochgebirge zu den besten Fahrern gehörte, Landa leistungstechnisch überholt hat. Zuletzt landete Bilbao auf dem sechsten Rang bei der Itzulia Basque Country, während Landa Achter wurde. Bei der Tour of the Alps musste sich der ebenfalls 31-Jährige nur Simon Yates geschlagen geben und gewann zudem die Königsetappe. Bilbao hat sich in den letzten Jahren stetig verbessert und ist ein ernsthafter GC-Anwärter.
Die Situation im Team Bahrain – Victorious wird daher mit Spannung verfolgt werden: Zwei starke Klassementfahrer, die auf ein ganz großes Ergebnis hoffen. Zudem sind sie Landsmänner und im gleichen, optimalen Radfahreralter.
Weitere interessante Fahrer
Das Feld wird komplettiert von einigen guten Sprinter wie Peter Sagan, Caleb Ewan und Elia Viviani. Obwohl die Route nicht unbedingt auf Sprinter ausgelegt ist, kann man einen spannenden Kampf um das zyklamrote Trikot für die Punktewertung erwarten. Zudem können wir uns auf die Klassiker- und Ausreißer-Spezialisten Diego Ulissi, Tim Merlier, Giacomo Nizzolo und Bauke Mollema sowie vielversprechende Talente hinsichtlich der Gesamtwertung, wie beispielsweise Remco Evenepoel, Joao Almeida, Hugh Carthy, Jai Hindley oder Aleksandr Vlasov, freuen.
Die Aussichten der deutschen Fahrer:
Es könnte der Giro der Comebacks werden. Auch Fans des deutschen Radsports dürfen dem Giro d’Italia 2021 entgegenfiebern. Emanuel Buchmann hat sich aufgrund der bergigen Streckenführung des Giros für Italien und gegen die Tour de France, dessen Profil eher den Zeitfahrern entgegenkommt, entschieden. Ähnlich wie Bernal erlebte Buchmann seinen Karrierehöhepunkt 2019, als er zu den besten Fahrern in den Bergen gehörte und die Tour auf einem sensationellen vierten Gesamtplatz beendete.
Ebenfalls simultan zu Bernal möchte Buchmann das Jahr 2020 so schnell wie möglich abhaken. Kurz vor der Tour stürzte der Ravensburger und büßte entscheidende Prozente beim Kampf um den Formhöhepunkt ein. Tatsächlich beendete er nach dem Traumstart mit Sieg beim Trofeo Serra de Tramuntana keine einzige Rundfahrt. 2021 soll alles besser werden. Die Ergebnisse sind bisher eher durchwachsen, aber nicht zwingend aussagekräftig. Die UAE Tour beendete er als Zwölfter, die Itzulia Basque Country als Dreizehnter.
Sein Team Bora – hansgrohe wird sowohl Buchmann, als auch Sagan in flacheren Etappen unterstützen. Der Österreicher Felix Großschartner und der Italiener Matteo Fabbro könnten sich in bergigem Terrain als wichtige Helfer herauskristallisieren.
Weitere deutsche Fahrer im Fokus sind Andre Greipel und Rick Zabel vom Team Israel Start-Up Nation. Der ehemalige deutsche Top-Sprinter Greipel hat seit dem Etappensieg beim La Tropicale Amissa Bongo 2019 kein Rennen mehr gewonnen. Seine beiden zweiten Plätze bei der Türkei-Rundfahrt Anfang April geben jedoch Hoffnung. Für das Team DSM sind mit Nikias Arndt, Nico Denz und Max Kanter gleich drei Deutsche mit von der Partie. Zudem sind Paul Martens (Team Jumbo-Visma), Alexander Krieger (Alpecin-Fenixund) und Roger Kluge (Lotto Soudal) auf der vorläufigen Startliste geführt.
Giro d’Italia 2021 Streckenplan
Das Profil der diesjährigen Ausgabe des Giros ist wie gemacht für Bergfahrer. Insgesamt 47.000 Höhenmeter werden auf den 3.479,9 Kilometern zurückgelegt. Dagegen gilt es nur zwei Zeitfahren und insgesamt 38,9 Kilometer gegen die Uhr zu bestehen.
Gemäßigter Start in die erste Woche
Der Startschuss fällt am 8. Mai in Turin mit einem Einzelzeitfahren über 8,6 Kilometer. Die zweite Etappe führt von Stupinigi nach Novara und dürfte eine der wenigen Möglichkeiten für die Sprinter darbieten, sich zu profilieren.
Am dritten Tag wird es bereits leicht hügelig. Auf dem Weg nach Kanale müssen ein Berg der dritten und zwei der vierten Kategorie überwunden werden. Zudem gibt es einen weiteren, unkategorisierten Anstieg nach Guarene. Von dort aus sind es noch circa 15 Kilometer bis ins Ziel. Folglich könnten Klassiker-Spezialisten hier ihre Chance wittern.
Am Tag darauf dürfte es beim ersten Bergaufziel zum ersten kleinen Schlagabtausch der Favoriten kommen. Der Schlussanstieg Colle Passerino wird der zweiten Kategorie zugeordnet. Nachfolgend führt die Strecke noch gut 2 Kilometer auf eine aufsteigende Zielgeraden zum Piazza Passerini in Sestola. Auf dem fünften Abschnitt dürfen von Modena nach Cattoloca nochmals die Sprinter ran, bevor die 6. Etappe mit der ersten, richtigen Bergankunft wartet.
Zum Schluss der Etappe geht es dabei über 10,4 Kilometer und durchschnittlich 7,4% auf den San Giacomo hoch. Zuvor gilt es bereits einen Anstieg der zweiten und dritten Kategorie zu erklettern. Tags darauf stehen auf der Strecke von Notaresco nach Termoli 181 überwiegend flache Kilometer auf dem Programm.
Klassiker-Spezialisten werden sich die 8. Etappe um ihren knackigen Schlussanstieg hinauf nach Guardia Sanframondi ausgeguckt haben. Das wellige Profil ist vor allem für explosive Fahrer am Berg geeignet.
Teilabschnitt 9 dürfte sich dagegen wiederum an die Klassementfahrer richten. Das Profil beinhaltet zwei Anstiege der zweiten sowie einen der dritten Kategorie. Das Rennen endet in einer steilen Bergankunft der ersten Kategorie nach Rocca di Cambio mit Passagen von bis zu 14% Steigung auf den letzten Kilometern. Spätestens hier wird sich herausstellen, wer nicht die Beine hat, um um den Gesamtsieg mitzufahren.
Zoncolan: Das Highlight der zweiten Woche
Die zehnte Etappe führt durch Zentralitalien und ist größtenteils flach. Das Ziel in Foligno in der Nähe von Perugia bietet nochmals eine Möglichkeit auf einen Etappensieg für Sprinter.
Nach dem ersten Ruhetag dürfen auch die Klassiker-Spezialisten nochmal ran. Die Teilstücke 11 (Perugia – Montalcino) und 12 (Siena – Bagno di Romagna) sind durch relativ kurze Anstiege kurz vor dem Ziel wie gemacht für angriffslustige Fahrer. Die Ruhe vor dem Sturm wird auf dem 13., flachen Abschnitt von Ravenna nach Verona erwartet. Daraufhin gibt es für Fans flacher Etappen nicht mehr viel zu lachen.
Eingeläutet wird die Gebirgsschlacht durch eine Bergankunft an einem der schwierigsten Anstiege des Radsportkalenders: dem Monte Zoncolan. Auf den letzten 3 Kilometern des Aufstiegs warten Rampen von bis zu 27%. Selbst die absoluten Bergspezialisten werden hier an ihre Limits stoßen.
Höhenmeter ohne Ende in der dritten Woche
Auf das wellige Profil nach Gorizia auf der 15. Etappe, welches erneut Ausreißern eine Chance auf einen Tagessieg bieten könnte, folgt die Königsetappe in den Dolomiten. Hier müssen vier Pässe der ersten Kategorie – La Crosetta, Passo Fedaia, Pordoipass (mit 2239 Metern höchster Punkt der Rundfahrt) und Passo Giau – überwunden werden. Darauf folgt die Abfahrt zur Zielankunft nach Cortina d’Ampezzo.
Den nachfolgenden Ruhetag werden die Fahrer begrüßen, denn bereits auf der 17. Etappe wartet der nächste Kracher: Zwei Anstiege der ersten Kategorie, inklusive dem Schlussanstieg nach Sega di Ala, der 11,2 Kilometer lang und im Schnitt 9,8% steil ist.
Ein letztes Mal flach wird es auf der 18. Etappe von Rovereto nach Stradella. Vier kleine Hügel kurz vor dem Ziel könnten Ausreißer und Klassiker-Spezialisten erneut dazu veranlassen, um den Tagessieg zu kämpfen.
Auf der 19. Etappe wird dann wieder um das rosafarbene Trikot gefahren. Entsprechend werden von Abbiategrasso nach Alpe di Mera ein Berg der 3. Kategorie (Passo de la Colma) und zwei der 1. Kategorie (Mottarone und Alpe di Mera, maximal 14%) befahren.
Wir erwarten einen Giro mit epischen Bergetappen. Und das “Grande Finale” gibt es auf der 20 Etappe – der letzten Bergankunft 2021. Dabei geht es nicht ganz so steil wie auf einigen Etappen der Tage zuvor her. Dennoch müssen sich die Fahrer über drei Berge der 1. Kategorie innerhalb der letzten rund 60 Kilometer quälen. Der erste Anstieg (Passo San Bernardino) erstreckt sich dabei über fast 24 Kilometer.
Doch selbst an der Alpe Motta nach 164 Kilometern steht der Gesamtsieger der Rundfahrt noch nicht fest.
Denn die 21. Etappe sieht ein Einzelzeitfahren über 30,3 Kilometern von Senago nach Mailand vor. Nur wer sich dieser letzten Hürde stellt und im Kampf gegen die Uhr standfest bleibt, darf sich am 30. Mai nach drei hoch anspruchsvollen Wochen das “Maglia rosa” des Gesamtsiegers überstreifen.
Gewinner der letzten 10 Jahre
2011: Michele Scarponi
2012: Ryder Hesjedal
2013: Vincenzo Nibali
2014: Nairo Quintana
2015: Alberto Contador
2016: Vincenzo Nibali
2017: Tom Dumoulin
2018: Chris Froome
2019: Richard Carapaz
2020: Tao Geoghegan Hart
Giro d’Italia 2021 live
Der Giro d’Italia 2021 wird täglich von Eurosport begleitet. Zudem kannst du die Rundfahrt im Livestream über DAZN verfolgen.
Eine Übersicht der Rundfahrt findest du hier.
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