Australian Open 2022 Recap
Die Australian Open 2022 haben gezeigt, dass die Tenniswelt auch ohne einen Star wie Novak Djokovic ein mitreißendes Event auf die Beine zu stellen weiß, dessen Bilder um die Welt gehen. Die Fans waren glücklich mit umkämpften Matches von Athleten, die alles für den großen Traum auf dem Platz ließen.
Das Drama um Djokovic hatte die AO im Vorfeld überschattet. Es wirkte erfrischend, während des Turniers tatsächlich nur über sportliche Fakten zu hören und nicht über das Coronavirus, Abschiebungen und Impfstoffe. In unserem Recap fassen wir nochmals die wichtigsten Highlights und Erkenntnisse zusammen.
Höhepunkte der Vorschlussrunde
Eine der größten Highlights des Australian-Open-Turniers ereignete sich in der zweiten Runde der Herren, als Lokalmatador Nick Kyrgios auf den Russen Daniil Medvedev traf. Kyrgios’ intensive Persönlichkeit ist zweifelsohne polarisierend. Seine Leidenschaft für das Spiel ist jedoch unbestreitbar, und er hat immer einen Trickschlag oder ein schlagzeilenträchtiges Zitat parat.
Obwohl Kyrgios auf einem sehr hohen Level spielte und die gewaltige Mehrheit des Publikums hinter ihm standen, gewann Medvedev das Match schlussendlich in vier Sätzen. Kann der Lokalmatador aus diesem Spiel wertvolle Erfahrungen für die nächsten Grand-Slam-Turniere mitnehmen?
Der frühere Grand-Slam-Sieger Andy Murray aus Großbritannien schied ebenfalls in der zweiten Runde gegen den Japaner Tato Daniel aus dem AO-Turnier aus. Im Vorfeld wurde nach gute Leistungen darüber spekuliert, ob Murray zu seiner besten Form zurückkehren kann und sogar die Chance haben würde, in einem Slam weit zu kommen.
Eine positive Erscheinung war der Italiener Matteo Berrettini. Obwohl der 25-Jährige im Halbfinale gegen Rafael Nadal verlor, zeigt er großartiges Tennis und gilt als großes Versprechen für die Zukunft des Tennis. Das gilt auch für den Griechen Stefanos Tsitsipas, der im Halbfinale in vier Sätzen gegen Erzrivalen Medvedev verlor.
Damen-Publikumslieblinge früh raus
Bei den Damen war die Niederlage der Britin Emma Raducanu in der zweiten Runde gegen Danka Kovinic aus Montenegro ein großer Schock. Raducanu hatte erst vor wenigen Monaten ihren ersten Grand-Slam-Titel bei den US Open gewonnen.
In der dritten Runde kam es zu einem ebenso überraschenden Ergebnis, als eine der AO-Favoritinnen, Naomi Osaka, gegen Amanda Anisimova aus den Vereinigten Staaten verlor. Osaka hat zugegeben, dass sie in den letzten Jahren mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Viele Tennisfans auf der Welt hoffen, dass Osaka in Zukunft wieder zu ihrem besten Tennis findet und um Titel spielen kann. Anisimova verlor zwar in der vierten Runde gegen die Australierin Ashleigh Barty. Ihren Namen sollte man dennoch im Auge behalten.
Sieger im Herreneinzel
Das letzte Mal, dass Rafael Nadal die Australian Open gewann, war im Jahr 2009, als er Roger Federer in fünf Sätzen besiegte. 13 Jahre und zahlreiche ausgelassene Chancen später holte sich der spanische Superstar seine zweite AO-Siegertrophäe, und seinen insgesamt 21. Grand-Slam-Titel.
Im Finale gegen Medvedev hatte Nadal von Anfang an alle Hände voll zu tun. Über weite Strecken sah so aus, als würde der jüngere, ebenso talentierte Russe den Titel mit nach Hause nehmen. Medvedev gewann die ersten beiden Sätze souverän, doch nach einem bizarren Zwischenfall im dritten Satz schien er die Fassung zu verlieren.
In der Mitte des dritten Satzes beschwerte sich Medvedev beim Schiedsrichter über den Lärm der Zuschauer. Und auch darüber, wie die Ballkinder die Tennisbälle verteilten. Nadal nutzte den emotionalen Moment seines Kontrahenten und legte ein unglaubliches Comeback hin.
Medvedev dagegen war schon früher im Turnier dadurch aufgefallen, sich einmal mehr mit Zuschauern und Offiziellen angelegt zu haben. Der 25-Jährige, der im Frühjahr wohl erstmals zur Nummer 1 im Herrentennis aufsteigen wird, hat auch im Nachhinein seine Enttäuschung über den mangelnden Support vor Ort zum Besten gegeben.
Beide Tennisspieler haben sich im Finale der Australian Open 2022 tapfer geschlagen und sich in hochklassigen Ballwechseln duelliert. Nach satten fünf Stunden und 24 Minuten Spielzeit bei heißem und schwülem Wetter in Melbourne sahen nicht nur die Spieler erschöpft aus.
Siegerin im Dameneinzel
Im zweiten Satz des Finals sah es etwas brenzlig für Ashleigh Barty aus. Underdog Collins hatte einen Lauf und es roch nach einem Satzgewinn für die US-Amerikanerin. Mit der Unterstützung des heimischen Publikums gelang es Barty jedoch, den Bock umzustoßen. Im Tiebreak setzte sie sich schlussendlich durch und gewann erstmals das größte Turnier ihres Heimatlandes.
Dies war nicht nur Bartys dritter Grand-Slam-Erfolg. Sie beendete darüber hinaus auch eine 44-jährige Durststrecke, in der kein Australier die Australian Open gewinnen konnte. 1978 holte sich Chris O’Neil.
Sieger im Herrendoppel
Wenn sich die australischen Fans nicht schon über den Sieg von Barty im Damenfinale gefreut haben, dann hatten sie im Herren-Doppel-Finale mit einer rein australischen Besetzung noch viel mehr Anlass zur Freude. Es waren Thanasi Kokkinakis & Nick Kyrgios, die Matthew Ebden & Max Purcell in zwei Sätzen besiegten.
Die “Special K’s” begeisterten die Fans im Stadion und Tennis-Fans überall in der Welt zu Hause vor dem Fernseher, wie es von Doppel-Matches selten oder gar nie zuvor gesehen wurde. Die beiden “Best Mates”, die sich aus Spaß zur Sache für das Doppel anmeldeten und als erstes Wild-Card-Team der Geschichte das Turnier gewinnen, sind neben Nada die größte Story des Turniers.
Sieger des Damendoppels
Etwas weniger dramatisch ging es im Finale des Damendoppels zu, wo Barbora Krejčíková & Kateřina Siniaková aus der Tschechischen Republik Anna Danilina aus Kasachstan & Beatriz Haddad Maia aus Brasilien in drei Sätzen besiegten. Für das Siegerpaar war dies der vierte gemeinsame Titel bei einem Major-Turnier.
Mixed-Doppel-Sieger
Im Finale des gemischten Doppels taten sich die Doppel-Spezialisten Kristina Mladenovic und der Kroate Ivan Dodig erstmals zusammen und gewannen prompt den ersten Grand Slam zusammen. In zwei Sätzen setzten sie sich gegen das australische Duo Jaimee Fourlis und Jason Kubler durch.
Wie geht es mit Zverev weiter?
Eine große Enttäuschung aus deutscher Sicht war das frühe Ausscheiden des besten deutschen Tennisspielers: Bereits im Achtelfinale unterlag Alex Zverev Shapovalov glatt in drei Sätzen. Dabei hatte der Sieg bei Olympia 2021 sowie den ATP-Nitto-Finals im November Hoffnung auf deutlich mehr gemacht. Auch die Erwartungen an sich selbst waren bei Zverev hoch: Das klare Ziel im Vorfeld der AO war der Sieg. Umso bitterer kam die frühe Niederlage.
Der 24-Jährige möchte den Rückschlag so schnell wie möglich abhaken und sich auf die nächsten Events in diesem Jahr fokussieren. Das Ziel bleibt nach wie vor, den ersten Grand Slam der Karriere zu gewinnen.
Wann ist das nächste Grand-Slam-Turnier?
Die erste Chance hat er ab dem 22. Mai bis zum 5. Juni. Dann stehen nämlich in Paris die French Open auf dem Programm – das nächste Grand-Slam-Turnier.
Doch einfacher wird es sicherlich nicht. Nadal hat bewiesen, dass er auch mit 35 Jahren noch in der Lage ist, um die größten Titel zu spielen. Bei den French Open wird er nach seinem 14. Titel greifen und als Topfavorit gelten. Medvedev hat sich auf dem allerhöchsten Level etabliert. Er ist sicherlich verbittert über die denkbar knappe Finalniederlage. Es wird daher spannend zu sehen sein, in welcher Form er nach den AO zurückkommt und ob er auch auf dem von ihm ungeliebten Sandbelag um Turniersiege wetteifern kann.
Die Hinweise verdichten sich, dass auch Djokovic in Paris spielen wird. Zverev, der eine starke Sandsaison 2021 spielte, wird dennoch ebenso wie Tsitsipas und Dominic Thiem, die als Sandplatzspezialisten gelten, zum Favoritenkreis gehören. Thiem stand bereits zwei Mal im Finale der French Open, quält sich seit seinem ersten Grand-Slam-Sieg bei den US Open 2020 jedoch mit Verletzungen. Nachdem er die letzten drei Slams verpasst hatte, möchte der Österreicher im Frühjahr 2022 wieder angreifen.
Die French Open und Tennis live im TV könnt ihr natürlich mit unserem TV-Ratgeber verfolgen.
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