Photo by Todd Trapani on Unsplash

Deutschland suchte den Tennis-Star: Ist Zverev heute endlich angekommen?

Bei den ATP Nitto Finals 2021 in Turin konnte er sich gegen Novak Djokovic (Halbfinale) und Daniil Medvedev (Finale), Nummer 1 und Nummer 2 der Welt, durchsetzen. Damit steht Alexander Zverev am Ende des Jahres 2021 mit zwei bedeutenden Titeln da.

Im Sommer holte der Hamburger auch Gold bei den Olympischen Spielen in Tokyo – und konnte dort bereits den “Djoker”, den alles überragende Tennisspieler der letzten Jahre, in die Knie zwingen. Nach gefühlten Ewigkeiten hat Deutschland wieder einen Tennisspieler der Weltklasse, der in den kommenden Jahren um die größten Titel spielen will und wird. Ist Zverev 2022 reif für den ersten Grand Slam seiner Karriere?

Djokovic dominiert – Zverev und Medvedev nah dran wie nie zuvor

Zu Beginn des Jahres haben wir die Frage gestellt, ob jemand in der Lage sein wird, Novak Djokovic vom Thron zu stoßen. Nun – 3 von 4 gewonnen Grand Slams würden zunächst klar dagegen sprechen. Doch 2021 war ein Jahr des Wandels im Tennis. Es war ein Jahr, in dem Djokovic eben nicht alles bekam, was er wollte. Zunächst unterlag er Zverev bei Olympia im Halbfinale. Das Gold in Tokyo war einer der letzten großen, und unerfüllten Träume des Serben. Im Anschluss verlor er auch erstmals ein großes Grand Slam Finale gegen einen Spieler der neuen Generation. Daniil Medvedev erfüllte sich bei den US Open 2021 den Traum von einem Grand-Slam-Triumph!

Und nun, eine erneute Niederlage Djokovics in einem bedeutenden Turnier. Zwar hat Zverev noch keinen Grand Slam in der Tasche. Allerdings scheint er aktuell im direkten Vergleich mit Djokovic auf Augenhöhe zu sein. Dieser fand weder in Tokyo noch in Turin die Mittel, den Deutschen mit russischen Wurzeln zu schlagen. Dem gegenüber steht der knappe Sieg im Halbfinale der US Open (6:4 2:6 4:6 6:4 2:6 aus Sicht von Zverev).

Dennoch scheint Zverev endlich dort angekommen zu sein, wo in viele Experten des Sports bereits vor mehreren Jahren sahen – in der Weltklasse. Mit einer Bilanz von 12:8 gegen Top-10-Spieler beendet Zverev die Saison 2021 als Olympia-Sieger, Weltmeister und heißester Anwärter auf einen Grand-Slam-Sieg im Jahr 2022.

Zverev 2022: Dritter deutscher Grand-Slam-Sieger?

Er wäre der erste deutsche Grand-Slam-Sieger seit Boris Becker. Mit Abschluss der Saison 2021 wartet Tennis-Deutschland mittlerweile seit 25 Jahren auf einen Triumph bei einem der vier großen Tennis-Turniere des Jahres. Damals, 1996, gewann Boris Becker nach 1991 seine zweiten Australian Open. Zudem stehen drei Siege bei Wimbledon (1985, 1986, 1989), ein Sieg bei den US Open (1989) sowie die Goldmedaille im Doppel bei den Olympischen Spielen 1992 auf der Haben-Seite von “Bumm-Bumm-Boris”.

Überhaupt wäre Zverev erst der dritte männliche, deutsche Sieger eines Grand Slams in der Open Era. Neben Becker war dies nur Michael Stich gelungen. Stich gewann 1991 das Finale in Wimbledon gegen Becker. Bei den French Open und den US Open stand Zverev in diesem Jahr im Halbfinale, im Vorjahr scheiterte er im Finale der US Open sowie im Halbfinale der Australian Open.

Der entscheidende Schritt, der entscheidende Nerv in den entscheidenden Momenten der Grand Slams fehlte bisher noch. Mit den Siegen bei Olympia und den ATP-Finals im Rücken könnte sich dies in 2022 endlich ändern.

Beste Deutsche Tennisspieler: Statistik

Lange genug haben Tennis-Fans in Deutschland auf einen Star wie Zverev gewartet. Nach Boris Becker kam im deutschen Tennis für viele Jahre wenig. Tommy Haas, Nicolas Kiefer, Rainer Schüttler und Philipp Kohlschreiber feierte zwar allesamt Turniersiege und machten dem Sport für Deutschland einen Namen. Für die absolute Weltspitze reichte es aber bei keinem.

Michael Stich (aktiv von 1988 bis 1997)
ATP-Titel: 18
Höchste Platzierung: 2
Größte Erfolge: Wimbledon 1991 (Grand Slam), ATP Tour World Championship 1993, Doppel Gold Olympia 1992
Top-10 Bilanz: 39-44

Boris Becker (aktiv von 1984 bis 1999)
ATP-Titel: 49
Höchste Platzierung: 1
Größte Erfolge: Wimbledon 1985-86 & 1989, US Open 1989, Australian Open 1991 & 1996 (Grand Slam), WCT Finals 1988, ATP Tour World Championship 1992 & 1995, Doppel Gold Olympia 1992
Top-10 Bilanz: 121-65

Tommy Haas (aktiv von 1996 bis 2017)
ATP-Titel: 15
Höchste Platzierung: 2
Größte Erfolge: Halbfinale Australian Open 1999, 2002 & 2007, Halbfinale Wimbledon 2009 (Grand Slam), Stuttgart (ATP 1000)
Top-10 Bilanz: 48-86

Nicolas Kiefer (aktiv von 1995 bis 2010)
ATP-Titel: 6
Höchste Platzierung: 4
Größter Erfolg: Doppel Silber Olympia 2004, Australian Open Halbfinale 2006 (Grand Slam), Halle 1999, Tokyo 1999, Dubai 2000 (ATP 500)
Top-10 Bilanz: 35-74

Rainer Schüttler (aktiv von 1995 bis 2012)
ATP-Titel: 4
Höchste Platzierung: 5
Größter Erfolg: Doppel Silber Olympia 2004, Australian Open Finale 2013 (Grand Slam)
Top-10 Bilanz: 19-39

Philipp Kohlschreiber (aktiv von 2001 bis heute)
ATP-Titel: 8
Höchste Platzierung: 16
Größter Erfolg: Halle 2011 (ATP 500)
Top-10 Bilanz: 25-103

Alexander Zverev (aktiv von 2013 bis heute)
ATP-Titel: 6
Höchste Platzierung: 3
Größter Erfolg: Einzel Gold Olympia 2021, Nitto ATP Finals 2018 & 2021, US Open Finale 2020 (Grand Slam), Rom 2017, Montreal 2017, Madrid 2018 & 2021, Cincinnati 2021 (ATP 1000)
Top-10 Bilanz: 39-43

Die Aussichten für Zverev in 2022

Das Jahr 2022 könnte seit langer Zeit das Spannendste in der Welt des Tennis werden. Djokovic, Zverev und Medvedev scheinen derzeit auf einer Wellenlänge zu sein. Stefano Tsitsipas und Andrey Rublev sind potenziell nicht weit entfernt. Doch wer bereitet sich am besten auf das neue Jahr vor?

In Australien, dem ersten Grand Slam im Januar, gilt es wie gewohnt, Djokovic zu schlagen. Der 34-Jährige hat 8 der letzten 11 Ausgaben gewonnen, zuletzt drei Mal in Serie.

Daneben wird Rafael Nadal alles daran setzen, im Frühsommer seinen 14. Titel in Roland Garros einzufahren. Ob der Spanier, der derzeit an Fußproblemen laboriert und die Saison 2021 frühzeitig beendet hatte, rechtzeitig fit wird, steht dagegen in den Sternen.

Ein weiterer Name, auf den es zu achten gilt, ist Dominic Thiem. Der Österreicher meldete sich 2021 mit Verletzungsproblemen mehr oder weniger komplett ab. Für die Australian Open 2022 kündigte der US Open Sieger aus 2020 jedoch sein Comeback an.